San Cristobal steht definitiv weit oben auf der Liste meiner Lieblingsorte auf der Welt. Anstelle der geplanten drei Nächte verbrachte ich insgesamt über einen Monat in dem wunderschönen Bergstädtchen. Als ich das erste Mal dort ankam, mit dem Nachtbus aus Oaxaca, wusste ich gleich, dass es mir dort gefallen würde.
Die Größe ist perfekt, um überall bequem zu Fuß hinzukommen aber dennoch genug Raum zu entdecken zu haben. Während es in der Stadt selbst auf den ersten Blick nicht viel tun gibt liegen im unmittelbaren Umland viele von Chiapas Hauptattraktionen wie zum Beispiel der Cañon Sumidero und die traditionsreiche Kirche in Chamula.
Doch verbringt man etwas Zeit in der Innenstadt von San Cristobal kann man unzählige einladende Cafés und Bars, Kunststätten und großartige Märkte genießen. In den Seitenstraßen haben sich einige französische Bäckereien etabliert, welche neben köstlichem Gebäck und gutem Brot auch oft Naturprodukte sowie Drehtabak verkaufen. Verschiedene Künstler- und Kultur-Kollektive haben ein super interessantes, breites Kulturprogramm das von Yoga über Kinoräume zur Miete, bis live Balkanmusik alles abdeckt. Es gibt auch einige Kunstgalerien, doch im direkten Vergleich zu Oaxacas Kunstszene erschien mir San Cristobal wenig geprägt.
Viele Touristenbüros bieten Touren zu dem Umliegenden Sehenswürdigkeiten an, in der meisten Fällen sind die Preise fair und je nach Tour ist eine eigene Anreise nur unbedeutend günstiger und zeitaufwändig. Ich nutzte Jalapeño-Tour um eine Bootsfahrt durch die Schlucht des Sumidero zu machen und war sehr zufrieden. Die hohen Felswände weisen unglaubliche Formationen und Pflanzenbewuchs auf, außerdem kann man Krokodile, Alligatoren und verschiedene Vogelarten sowie Affen beobachten. Getrübt wurde die Landschaft traurigerweise von einer großen Menge an Müll, der in einigen Windungen zusammen getrieben ist und eine Gefahr für die vielfältige Flora und Fauna ist. Meist auf eigene Faust habe ich in den Wochen in San Cristobal einige der umliegenden Dörfer und Communitys besucht und dort verschiedene Traditionen kennen gelernt. In Chiapa del Corso erfuhren wir unerwarteterweise ein Dorffest mit bunten Kostümen, Masken, Rasselumzügen und wildem Tanz wozu und eine Gruppe offener Dorfbewohner einlud.
In Chamula warf ich einen Blick in die Kirche, um die sich viele Traditionen winden, Foto oder Videoaufnahmen sind hier niemandem Gestatten doch das Bild brennt sich ein. Der Boden ist in weiten Teilen bedeckt mit ausbrennendem Kerzenwachs und Kiefernadeln die Angehörigen der indigenen Religion beten zu christlichen Heiligen trinken dabei shot-weise Posh (ein lokaler Schnaps) und rülpsen ihre Dämonen aus. Diese Vermischung von alten Maya-traditionen mit katholischem Glauben ist weit verbreitet in Mexiko.
Ein besonderes Erlebnis war der Besuch einer Zapatista-Community, im Bergland um San Cristobal gibt es einige dieser autonomen Dörfer und die meisten empfangen keine unbekannten Besucher. Mit zwei anderen Mädchen aus dem Hostel zu einer Community gefahren, die mehr oder weniger offen ist, nach einigen Fragen zu unserer Herkunft und dem Besuchsgrund durften wir mit zwei Begleiterinnen eine Weile durch das Dorf laufen und auch Fotos von den Gebäuden machen. Leider sprachen sowohl wir als auch die beiden Zapatista-Ladys wenig spanisch und auch so waren sie nicht sehr auskunftsfreudig, doch es war sehr schön die Möglichkeit gehabt zu haben.
Ein weiterer Grund dafür das ich San Cristobal so liebe ist die Aussicht, rund herum die Stadt erstrecken sich Gebirgsketten mit tollen Wanderpfaden, von Dachterrassen aus kann man über die kleinen Dächer und in die bunten Straßen der Stadt schauen und die entspannte, offene, ausgelassene Atmosphäre genießen.
So wie auch ich verbringen viele Reisende mehr Zeit hier als angenommen. San Cristobal ist nämlich nicht nur sehr schön, unterhaltsam, entspannt und freundlich, sondern auch super günstig, südlich von Mexiko-Stadt war es hier am preiswertesten.
Ehrlich gesagt hätte ich meine Zeit in San Cristobal nur etwa halb so genossen ohne den wunderschönen Garten in dem Hostel in welchem ich wohnte. In der warmen Mittagssonne unter blütenprächtigen Bäumen zu sitzen und Kolibris, Schmetterlinge und den Wolkentanz zu beobachten war der pure Frieden. Mein Schlafsaal hatte den unglaublichen Luxus von ausschließlich einstöckigen Betten und einem riesigen Panoramafenster in Richtung Garten und Berglandschaft. (Das blaue Haus von Iguana Hostel San Cristobal)