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Mit dem E-Visa, dass ich für Indien bekommen hatte, durfte ich nicht über die Landesgrenzen einreisen, sondern musste von Nepal aus einen Flieger nehmen. In Lumbini hatte mir ein Reisebüro gesagt, dass es wohl auch ein E-Visa gibt, mit welchem die Einreise über Land möglich sei, aber ich bin mir darüber nicht sicher und für mich war es ohnehin zu spät da es keine Sondererlaubnis hierfür gibt. Ich musste also zurück nach Kathmandu fahren und von dort aus nach Delhi fliegen, wo ich meinen Partner wieder treffen würde.

Da wir einige Sachen zu erledigen hatten, die in der Großstadt einfacher waren, blieben wir schlussendlich fünf Tage dort und bespaßten uns mit Unternehmungen wie Zahnarztterminen und Handyreparatur. Wir wohnet in einem Hostel im Paharganj Viertel und waren somit inmitten des Wahnsinns. Schon bald wuchs uns die Geschäftigkeit über den Kopf, Menschen und Lärm waren allgegenwärtig, ununterbrochen drang Hupen und Knallen von Feuerwerkskörpern in jede Ecke und nachts war der Smog von der Dachterrasse aus unübersehbar.

Wir hatten schnell ein Stammlokal gefunden und um uns Entscheidungen und Enttäuschungen bezüglich Essen zu sparen, aßen wir ein bis zwei Mal am Tag in Krishnas Café und nahmen sogar noch Verpflegung für die Zugreise von dort mit. Obwohl wir noch nicht alles erledigt hatten, mussten wir nach fünf Tagen hier raus und verzichteten auch auf den Trip zum Taj Mahal, um den Menschenmassen zu entfliehen und den unverschämten Eintrittspreis zu sparen. In Krishnas Café hatten wir eines Abends einen Einheimischen kennengelernt, der seit über zwölf Jahre sein eigenes Land erkundet hatte und uns viele wunderbare Empfehlungen für die weitere Reise gab. Mich rief das Meer und so ließen wir einige Stationen wie Raan Ustav, den Fluss Dawki im Osten, und das Hostel eines lieben Freundes im Himalaya, der noch in Nepal unterwegs war, links liegen und machten uns auf den weg nach Süden.

Das Ziel war früher oder später Goa, wo wir hofften mit einigen Prinzessinnen wiedervereint zu sein und liebevolle Gemeinschaft erwarteten. Doch von Delhi ist es ein weiter Weg und so wir hatten einige Stopps im Auge, um die Reise etwas aufzubrechen. Zunächst buchten wir ein Ticket für die 18-stündige Zugfahrt nach Aurangabad, um vernünftig schlafen zu können gönnten wir uns Betten im Schlafwagon, dies war bequemer als die Standartabteile, und wir schafften es unser Gepäck unter verschiedenen Betten zu verstauen. Die Fahrt war jedoch alles andere als entspannt, für 23-Stunden hingen wir auf den harten, engen Betten knapp unterm Dach. Die Leute waren super freundlich und unser Gepäck war sicher, Teile der Reise saßen wir in den offenen Türen zwischen den Wagons, rauchten und schauten auf die vorbeirauschende Landschaft aber ich war froh als wir endlichen in Aurangabad in den Bahnhof rollten. Dort fanden wir ein Zimmer für die Nacht und liefen ein wenig durch die Stadt. Wie die meisten Reisenden, waren wir hier, um die Ellora Höhlen zu besichtigen, 34 Höhlen sind hier seit 600 BCE in Stein gehauen worden, über die Zeit wurden sie als Tempel und Wohnstätten für buddhistische, hinduistische und jainistische Gläubige genutzt. Von Aurangabad gibt es eine Busverbindung nach Ellora, als wir dort waren, befanden sich diese jedoch im Streik, von daher mussten wir uns auf die harten Verhandlungen mit Tuk-tuk-Fahrern einlassen, die die Situation ausnutzten und das dreifache vom regulären Preis verlangten. Die Informationen auf dem Flyer, der am Eingang ausgegeben wird, sind spärlich bis lustig, wo eine Höhle als „nichts Besonderes, kann übersprungen werden“ beschrieben wird, dennoch fand ich es einen Interessanten und schönen Stopp. 

Das Gebiet mit den Höhlen lädt dazu ein, ein paar Stunden herum zu spazieren, die vielen Räume und Statuen zu erkunden und oberhalb des pompösen Haupttempels einen zu Rauchen. Dort hatten wir auch unsere erste intensive Erfahrung mit der Fotovernarrtheit der Inder. Sobald wir durch das Tor getreten waren, drückte uns eine Familie ihre Kinder in die Hand und wollte Fotos machen, etwas belustigt und überrascht kamen wir dem Wunsch nach und wurden Teil der Familien Fotos, im Anschluss hatte sich beinahe eine Schlange gebildet mit weiteren Interessierten und immer wieder kam die Anfrage. Einige schauten uns ungläubig und manche unfreundlich an, wenn wir ablehnten, so dass es bald unangenehm wurde.

Für unsere Weiterreise von Aurangabad wollten, nach unserem gestrigen Erlebnis nicht wirklich mit dem Zug fahren und stiegen auf Busse um. Über Pune wollten wir die Wildtierstation Koyna besuchen, die Busfahrt nach Pune war angenehm wir reisten tagsüber und konnten so die Landschaft betrachten, als wir dann in die Stadt kamen, wurden wir jedoch von Unannehmlichkeiten überwältigt. In unserer ohnehin angespannten Stimmung hatten wir große Schwierigkeiten mit diesem Ort, eigentlich sollte von dem Busbahnhof wo wir ankamen eine Verbindung nach Mahabaleshwar Nahe des Nationalparkes bestehen, so dass wir gar nichts in der Stadt hätten tun müssen. Dort angekommen wurden wir jedoch sogleich von recht aggressiven Tuk-tuk-Fahrern aufgefordert in ihr Fahrzeug zu steigen. Mit viel Mühe fanden wir von einer verlässlichen Quelle heraus, dass wir tatsächlich von einem anderen Busbahnhof in Pune aus weiterreisen mussten. Die Tuk-tuk-Fahrer waren so gewitzt, dass sie sich mit uns in die Schlange von Ticketschaltern einreihten und vermeintlich freundliche Hilfe als gleichgesinnte Reisende gaben. Der Zweite Busbahnhof war ähnlich überwältigend, wir hätten eine ganze Zeit auf den Bus warten müssen, da ich jedoch einen wichtigen Anruf wegen dem Auto, das mir im Sommer in Italien gestohlen wurde, erwartete, konnte ich mich so spät nicht in einen kleinen lauten Bus auf Landstraßen begeben. Während wir dort versuchten unseren Plan abzustimmen, wurde mein Partner von der Chefin einer Frau angegriffen, die mich zuvor ohne Fragen gesegnet hatte und nun Geld dafür verlangte. Ich konnte meine eigenen Gedanken in dem Chaos nicht hören und wollte nur die Nacht irgendwo verbringen und am nächsten Tag ans Meer fahren. Doch selbst das Finden einer Unterkunft war hier scheinbar nur mit viel Frustration möglich, die kleinen Hotels in der Gegend weigerten sich schlicht uns ein Zimmer zu vermieten, bei einem rief ich sogar an, ließ mir bestätigen, dass etwas frei ist, doch als wir ankamen, schaute uns der Rezeptionist nur prüfend an und verwies uns an ein teures, schickes Hotel in der Straße. Wir waren am Ende unsere Kräfte, überwältigt und verzweifelt. Schlussendlich fanden wir ein Hotel außerhalb der Stadt, dass sich online Reservieren ließ und fuhren dort hin, nach etwa einer Stunde Diskussion und Telefonterror bei Booking.com wurde uns der online ausgewiesene Preis zugestanden und wir hatten einen Ort zum Ausruhen. (Dies ist wohl ein großes Problem mit den Hotels der OYO-Gruppe im ganzen Land, online steht ein Preis und bei Ankunft wird ein weitaus höherer Preis und womöglich das Stornieren der Reservierung verlangt)

Wir hatten fürs erste genug vom Herumreisen in diesem Land und wollten nun nach Arambol fahren, ein paar Wochen ein Zimmer dort mieten und den Stress hinter uns lassen. Ich hatte noch nie so viele Probleme beim Reisen und war schlicht erschöpft. Ich konnte kaum die Erfahrungen schätzen und wollte nur noch ans Meer, um meine Nerven zu beruhigen. Am nächsten Tag kauften wir also ein Ticket für den Schlafbus nach Goa, dies ist der wahrscheinlich komfortabelste Weg durch Indien zu fahren. Wir ließen all unsere Pläne links liegen, um unsere Laune wiederherzustellen.

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