Der Sommer 2023 brachte mir eine unerwartete und einzigartige Gelegenheit, und führte mich auf eine Reise, die ich vermutlich niemals angetreten wäre, hätte die Hochzeit meiner lieben Freundin Kerry mich nicht in Europa gehalten. Ich konnte zwei Termine in meinen ach so leeren Kalender schreiben, zunächst den Junggesellinnenabschied in Malaga Ende August und dann die Hochzeit Mitte September in Nord Irland. Als ich dann die Gelegenheit bekam ein Auto für den Sommer zu leihen manifestierte sich mein Sommer zu einem unglaublichen Roadtrip.
Mit all den Hindernissen zu beginn dieses Abschnittes, Möglicherweisen hast du dies in einem anderen Beitrag gelesen, schaffte ich es Anfang Juli dann zum Hafen von Tarifa und fand mich in einer verwirrenden Situation und mit mehreren niederländisch-marokkanischen Familien in der Ungewissheit, ob es auf der früh morgendlichen Fähre Plätze geben würde oder nicht. Mehr oder weniger gelassen warteten wir und über eine Stunde auf das System und die Mitarbeiter der Rederei bis wir schlussendlich alle Tickets bekamen und ich suchte mir einen Parkplatz in der Nähe des Anlegers, um ein paar Stunden Schlaf vor der Überfahrt nach Marokko zu bekommen.
Auf der Anderen Seite der Straße von Gibraltar wartete bereits mein geliebter Partner mit dem ich nach meiner Ankunft ein paar Tage zusammen in Tanger verbrachte. Wir genossen die lebhafte Stadt und die tolle Gesellschaft und machten uns schließlich auf den Weg nach Süden, Dakhla in der West Sahara als Ziel. Der Dacia Lodgy der den Sommer über mein Transportmittel und Unterkunft war, war zu einem Viertel von der Gastro Kaffeemaschine und Zubehör besetzt, die ich für das Projekt in Dakhla mitgebracht hatte. Die notdürftige Ausstattung bot dennoch alles essenzielle, ich war durchaus froh die lange Reise nicht im ungemütlichen Bus antreten zu müssen und vermied gerne die Verhandlungen an den Busstationen.
Der erst Zwischenstopp lag nur ein paar Stunden süd-östlich, in der blauen Stadt deckten wir uns mit Marokkanischer Schokolade ein. Eigentlich auf der suche nach einem angeblichen Campingplatz etwas oberhalb der Stadt, den uns die Menschen in meinem Lieblingscafé von Chefchaouen empfohlen hatten, stießen wir auf eine leere Fläche mit toller Aussicht, wo wir eine ruhige Nacht verbrachten. Am nächsten Morgen begrüßte und eine Herde Ziegen and der anliegenden Wasserstelle, die sie nur zögerlich mit uns teilten, um den Kanister aufzufüllen. Zur gegebenen Zeit schätzte ich den Übernachtungsplatz, seine Schönheit und Zweckmäßigkeit nicht angemessen doch im laufe der Wochen wurde mir klar, dass es durchaus nicht einfach war vergleichbare Stellplätze zu finden. Vielleicht waren meine Ansprüche zu hoch da ich idealerweise Orte suchte, die weit genug abgelegen waren, dass ich mich morgens hätte waschen und umziehen könnte ohne super respektlos meinem Umfeld gegenüber zu sein, ich wünschte and der Küste oder Flüssen zu stehen, da Wasser Leben ist und bei der Hitze in Auto zu Wohnen nach erfrischender Abkühlung verlangte. Die Küste von Marokko war zu dieser Jahreszeit jedoch übersäht von Haima-Camps da die Nomaden vor der sengenden Hitze in den Wüsten fliehen und den Sommer an der Küste verbringen. Der Zwiespalt, meine persönliche Lebensweise mit dem Bedürfnis nach Respekt für mein Umfeld zu vereinen war auf dieser Reise besonders groß, auch weil ich mich nicht in dem globalisierten Hostel Umfeld aufhielt, sondern unmittelbar in der einheimischen Gesellschaft. Ähnlich wie auf meinen Vorherigen Reisen nach Marokko war es mir nahezu unmöglich, mich mit der Gesellschaft verbunden zu fühlen und so war die grundlegende Unzufriedenheit recht hoch. Immer wenn wir doch einen einsameren, schönen Parkplatz fanden, dauerte es nicht lange bis Polizei, Gendarmerie oder Militär uns deutlich bat den Ort zu verlassen, weil er angeblich nicht sicher sei. Einige Male waren wir drauf und dran ernsthafte Schwierigkeiten zu bekommen, wenn Staatsbedienstete persönliche Lebensentscheidungen zu ihrer Angelegenheit machten und Marokkos strenge Regeln bezüglich Beziehungen zwischen Bürgen und Ausländern anwenden wollten, um Schmiergeld zu machen. Glücklicherweise sind wir durchweg mit der Belästigung davongekommen und es lag bei uns wie sehr wir dies annehmen wollten, so sehr ich die Aktionen selbst ablehne, kann ich akzeptieren, dass sie nur die verquere Vorstellung ihrer Arbeit machten.
Die Fahrt an sich war der absolute Wahnsinn, Tagelang rollten wir durch die Weiten der Wüsten, durch einfache Siedlungen und vorbei an endlosen Küstencamps.
Nachdem wir die Kaffee Maschine in Agadir abgeladen hatten, konnten wir das Bett etwas vergrößern und hatten nun ein rudimentäres aber voll ausgestattetes zuhause für die Reise. Der Weg führte uns 2,177 Kilometer südlich, meistens an der Küste entlang bis auf die Halbinsel von Dakhla. In den Orten, die wir passierten, wurde es zunehmend schwierig vegetarisches Essen zu finden. Es stellte sich heraus, dass auch die Gemüse-Tagines, die auf meinen vorherigen Reisen einen so großen Teil meiner Ernährung ausgemacht hatten, wohl nur für Touristen auf die Feuer kamen und selbst in Orten wie Taghazout nicht zu finden waren, nun wo hauptsächlich einheimische Familien den Urlaubsort besiedelten. Meine beste Chance war in der Regel Pizza, wo seltsamerweise jeder Imbiss eine Gemüsevariante anbot, nach einiger Zeit fühlte ich, dass ich mich nicht abwechslungsreich genug ernährte und da wir nirgends Gas für den Campingkocher finden konnten, ging ich dazu über hin und wieder Hühnchen Gerichte zu essen.
Als wir in Dakhla ankamen, hatten wir eine nicht ganz einfach, aber ausgeklügelte Lebenssituation. Wir konnten das Haus der Familie meines Partners nutzen, um Sachen zu erledigen, zu kochen und an dem Projekt dort zu arbeiten, konnten dort aber auf Grund der kulturellen Unterschiede dort nicht wirklich wohnen. Die Nächte verbrachten wir meist an einem wunderschönen Ort etwa 30 km entfernt an der Lagune nahe der PK25Restorts. Dort war es nachts schön ruhig, es gibt eine Wasserstelle zum Duschen sowie schöne Dünen und Strand. Somit konnten wir die Bequemlichkeiten des Hauses sowie die Freiheit des Campiglebens genießen und selbst entscheiden, wie sehr wir am Stadtleben teilnehmen wollten. Fast täglich frühstückten wir in der kleinen Küche auf der Rue Qued Nfise, die super herzliche Frau dort versorgte uns mit Tee, Omelett und Avocadosaft oder Zrig zum guten Preis von ca. 80 dhm für zwei Personen. Die meiste Zeit verbrachten wir damit an dem Kust-Café zu arbeiten, welches mein Partner in seiner Nachbarschaft aufbauen möchte. Es gibt viele Künstler und Menschen auf der Suche nach alternativen Lebensstielen in der Stadt jedoch keinen Ort, wo sie zusammenkommen, sich austauschen und an Projekten arbeiten können, anscheinend ist die Szene bisher recht Ego-gesteuert und zerstreut. Das Zapatista-Café hofft die zu ändern, einen Ort zu bieten, wo Fähigkeiten weitergegeben werden können, ein Treffpunkt für gemeinschaftliche künstlerische Tätigkeiten zu schafften, nachhaltig hergestellte Getränke und vielleicht der erste Vegane Bananenbrot der Stadt genossen werden könne.
Bauarbeiten in Marokko sind nicht einfach, schwer zu regeln und noch läuft der Prozess. Arbeiter tauchen wieder Vereinbarungen nicht auf, Ordnungshüter verlangen Schmiergeld und viele Güter sind schwer und zu unerschwinglichen Preisen zu beschaffen, doch zu sehen wie der Prozess anläuft und schon während der Arbeiten Menschen zusammenbringt, wie es nach der Eröffnung das Ziel ist war ermutigend.
Ich persönlich hatte hauptsächlich auf Grund der Sprachbarriere große Schwierigkeiten. Nicht mit den Menschen dort kommunizieren zu können macht mich auf eine eigenartige Weise verrückt und ich habe herausgefunden das dies zweierlei Gründe hat. Einerseits ist es super schwierig für mich, da ich die dominierenden Sprachen nicht in meinem Repertoire habe und ich weiterhin einige Schwierigkeiten mit der Kultur habe. Andererseits hatte ich oft das Gefühl, dass von Seiten der Menschen dort keine Anstrengung unternommen wurde mir entgegen zu kommen und mich in die Momente einzubinden. Meiner Auffassung nach liegt die auch in der Rollenverteilung von Man und Frau in diesem Land und da ich mit meinem marokkanischen männlichen Partner unterwegs war, stand ich Abseits der Aufmerksamkeit für Interaktion.
Währen meiner Zeit in Marokko manifestierte sich der Plan meinen kleinen Bruder zu treffen um eine Weile mit ihm zu Reisen, ich würde ihn am 8. August in Spanien einsammeln und mindestens bis zum Junggesellenabschied in Malaga mit ihm die Strände von Südeuropa erkunden. In Malaga werde ich meine geliebte Familie aus Edinburgh treffen und unsere Wundervolle Schwester und ihre Liebe Feiern. Wir nahmen uns etwa eine Woche Zeit von Dakhla wieder nach Tanger im Norden zu fahren, wir machten weniger Stopps auf dem Rückweg und hatten somit noch ein paar Tage dort um ohne Familienstress, Arbeit oder gesellschaftlichem Druck Zeit zu verbringen. An sich endete die Reise somit auf eine sehr entspannte Weise, außer dass wir die letzte Nacht nicht an unserem üblichen Campingplatz verbringen konnten, da der Park von einem Wildfeuer bedroht war. Glücklicherweise warnte uns unser guter Freund vom Lighthouse Hostel am Nachmittag das das Feuer wütete und so fuhren wir vorbei an unserer üblichen Schlafstätte zu einem Parkplatz nahe dem Strand von Achakkar. Bis auf die Soldaten die und mal wieder für unmöglich hielten hatten wir dort eine ruhige Nacht und im Vergleich zu den anderen Zwischenfällen war diese Befragung fast freundlich und lustig.