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An dem Nachmittag als ich Costa auf den Klippen von Imsouane traf, hätte ich nicht erahnen können welche Begegnungen und Abendteuer daraus entstehen würden. Ich lebte weiterhin im entspannen Fluss dieses Dorfes und dabei manifestierte sich ein wundervoller Trip zum Rainbow Gathering {wörtlich: Regenbogen Zusammenkunft, hier werde ich weiter die international benutzte englische Bezeichnung verwenden} in der Nähe von Zagora. Costa ist einer der offensten Menschen und ein wahres Talent im Verbindungen schaffen. Er brachte fünf großartige Menschen zusammen, um diese Reise anzugehen. Dave brachte seinen Camper für die Fahrt und Unterkunft in die Gruppe, einfacher und komfortabler hätte es kaum seien können. Obwohl wir unterwegs zwei Mal feststeckten war es ein verlässliches Gefährt und unser gemütlich gemeinschaftliches Wohnzimmer. Anya bereicherte die Gruppendynamik mit unglaublich viel Freude und Energie, mit Ihrer fürsorglichen kommunikativen Art hielt sie uns zusammen. Es war unser übereinstimmendes Ziel bis zum Februar Vollmond auf dem Gathering anzukommen und so behielten wir jeden Abend den Mond im Auge und machten uns zwei Tage vorher auf den Weg. Etwa 12 Stunden sollte es dauern von Imsouane über Taghazout, Agadir und Zagora durch die Wüste in Richtung algerische Grenze zum Camp zu gelangen.

up on the sand dune looking across the plain into the sunset

In Taghazout lieferten wir noch ein paar Freunde ab und setzten den Van dabei mit der Vorderachse auf einen Stein fest, bis zum nächsten Mittag waren wir damit beschäftigt ihn zu befreien. Nachdem einige motivierte Einheimische uns versucht hatten zu helfen fand sich ein Reisender mit kräftigem LKW, welcher uns bergauf aus der Lage zog. Dieser glückliche Unfall verschaffte uns eine Nacht im Ort und einen schönen Abend mit den Menschen im Hostel. Dort trafen wir auch Max, den Costa auf unser Abendteuer einlud und als grade das Auto wieder in Bewegung war sprang er hinein, um uns zu begleiten. Damit wuchs unsere kleine Rainbow Familie um einen jungen, energiegeladenen Freigeist. Zu fünft fuhren wir langsam weiter zum Gathering, machen schliefen im Bett, bewunderten die vorbeiziehenden Landschaften, saßen, quatschten auf dem Bodem, Musik klang, Knabbereien und Geschichten wurden geteilt. Die Fahrt lief sehr entspannt doch besonders auf dem letzten Stück, nachdem wir die größeren Städte hinter uns gelassen hatten, war es sinnvoll unsere geplante Route mit Einheimischen zu besprechen, um herauszufinden ob die Straßen vorhanden und mit dem Van zu befahren waren. Außerdem rate ich auf ähnlichen Fahrten unbedingt den Tankstand im Auge das Level gut gefüllt zu behalten. Also wir eines Nachts am unteren Ende der Reserve ankamen mussten wir am Straßenrand in einem kleinen Dorf nächtigen da die Chance im dunklen, menschleeren Wüstengebiet eine Tankstelle zu finden sehr gering war. Doch das Dorf lag ruhig und friedlich in der Nacht ich fühlten mich sicher sodass ich diese Hürde als glücklichen unwirklichen Zufall zu erlebte.

Wir schafften es gerade noch zum Vollmond, am Mittag kamen wir am Camp an und fanden es in Schweigen. Auf dem Campingbereich davor wurden wir von eine paar Brüdern und Schwestern begrüßt, die nur zu gerne bereit waren das schweigen zu brechen und uns einen kleinen Einblick zu geben in dass, was uns an diesem Tag erwarten würde.

Als ich in das Camp voller Ruhe und Andacht in Vorbereitung auf die Vollmond Energie betrat wurde ich von Ayman begrüßt, er trug eine weiße Jillaba und gab mir eine intensive, liebevoll Rainbow Umarmung, dies verwurzelte mich und öffnete meine Aufmerksamkeit für den Ort und den Moment. Langsam spazierte ich durch das Camp und nahm die Eindrücke auf, bevor ich mich zur Meditation am Feuer niederließ. Die Rainbow Gemeinschaft ist eine etwas mysteriöse Familie und da dies meine erste Erfahrung mit Ihnen war kann ich noch nicht die ganze Tiefe und Breite erkennen. Eine relativ willkürliche Gruppe, die zumindest in einem Punkt Einigkeit finden: ein freieres, gemeinschaftlicheres Leben führen zu wollen als es in dem meisten heutigen Kulturen möglich ist. Die prinzipielle Übereinkunft, dass jede*r so willkommen ist wie sie sind und sich mit alle*n auf eine respektvollen familiären Ebene nach der individuellen Komfortzone verbinden darf hilft gedankenkreisenden introvertierten Menschen wie mir selbst, sich als teil der Gruppe zu fühlen und bei sich selbst zu bleiben. Wir haben Fähigkeiten, Gedanken, Essen, Rituale und Energien geteilt, im folgenden Gedicht spiegelt sich meine Empfindung der Zeit dort.

sunset from the upper village looking over houses and the ocean
view down to colourful courtyars, people chilling
Tage der Verbundenheit, Liebe, Gemeinschaft und Erfahrung
Eingetreten in einen Raum des Teilens, Sorgens, Austauschens und der Kommunikation
Alle kreisen um das Feuer, um einander
unter den Sternen auf dem befreiten Land
wie jedes Land seien sollte und so sind wir es,
es gibt keine Not, eine „connection“ für alles,
Tee köchelt auf dem Feuer, „food circle now“,
wie Liebe und Verbundenheit einen Menschen ändern kann
und die Energie von freier Gemeinschaft trägt die Vibration
der Musik, der Trommeln und Lieder, der Unterhaltungen und des Gelächters
und der intensiven, liebevollen Rainbow Umarmungen
wir spiegeln uns in der Kokospalme mit den Vögeln singend und im Meer schwimmend.

{„connection“ – Ausruf für eine „Verbindung“ wenn man etwas im Camp haben möchte , „food cirlce now” – der „Essenskreis ist jetzt“ : sind Zitate aus der Sprache, die auf den Gatherings benutzt wird und eignen sich daher nicht zum Übersetzen, da diese treffen international sind und Englisch ablaufen}

Während Dave beschloss in der Wüste zu bleiben um seine Entwicklung beim Rainbow weiter zu führen überließ er uns seinen Van da Max und Costa zum Flughafen mussten und Anya und ich nach Imsouane zurück. Ayman nutzte die Chance mit uns zu fahren da er eigentlich nach Casablanca zurück wollte um dort an seiner Doku zu arbeiten, doch entschied sich eine gute Woche mit mir das zufällige, wundervolle Camperleben in Imsouane zu genießen. Mit Jam Sessions, hin und her spazieren im Dorf, treffen mit Anya sowie neuen und alten Freunden hielten wir die Energie des Rainbow Gathering aufrecht und leben ein langsames, erfülltes und einfaches Leben. Die Magie des Rainbow brachte uns noch für ein paar Tage Richtung Norden nach Essaouira. Im Dorf Diabat am Ende der Bucht lebten einige Menschen vom Rainbow im Hostel von Gerald, er war hier vor ein paar Jahren eingestiegen und seit Corona wurde es nun zur Nutzung von Freunden und Familie gehalten. Es entstand eine kleine Gemeinschaft, einige hatten Camper auf dem Parkplatz, andere schliefen im Gemeinschaftsraum und wir teilten Mahlzeiten, Rituale, persönliche Prozesse in einem intimen, beruhigenden und vertrauensvollen Kreis.

Ich versuche nicht einmal zu erfassen, wie diese Erfahrungen und Verbindungen mein Leben beeinflussen. Die Dankbarkeit für alles und die Lust auf weiter Abendteuer in dieser und anderen Gemeinschaften sind das, was hier wertvoll ist. Es ist wundervoll zu zusehen wie, das Leben von großartigen Menschen in einer schönen Welt gelebt wird.

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